Abraham Goldschmidt

Wir erinnern an Abraham Goldschmidt

Geboren:                24.5.1868 in Oedt
Gestorben:             26.1.1943 in Theresienstadt
Opfergruppe:         Jude
Verlegeort:             Alte Schulstr.10
Verlegedatum:       18.12.2017
Patenschaft:          Gilbert und Eva Scheuß

Das Haus Schulstraße 10 hat einmal der jüdischen Familie Goldschmidt gehört. Ihr Oberhaupt war der Viehhändler Abraham Goldschmidt, geboren am 24. Mai 1868 in Oedt. In Kempen heiratete er am 3. August 1896 Helene Lambertz, eine Tochter des Kempener Viehhändlers Abraham Lambertz. Drei Jahre später zogen die Eheleute aus Oedt, wo auch ihr Sohn Leo geboren worden war, nach Kempen. Dort mieteten sie das Eckhaus Vorster Straße/Hessenring, das heutige Café Amberg, und kauften es 1909.

Aus Gründen, die wir heute nicht kennen, hatte Abraham Goldschmidt schon vor der Machtergreifung der Nazis mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Um seine Familie durchzubringen, benötigte er dringend Geld und sah sich gezwungen, ein Grundstück nach dem anderen zu verkaufen. Am 12. Januar 1939 veräußerte Abraham Goldschmidt auch sein Haus an der Vorster Straße und zog mit seiner Familie in dieses kleine Haus Schulstraße 10, das seiner Frau Helene gehörte.Er war ein netter, alter Mann, kräftig gebaut“, hat die Kempener Zeitzeugin Mia Hammes berichtet, die damals 13 war und um die Ecke an der Franziskanerstraße wohnte. „Ich brachte ihm jede Woche die Wäsche, die meine Tante für ihn gebügelt hatte, obwohl das eigentlich verboten war.“ Abraham Goldschmidt trug zu diesem Zeitpunkt den Judenstern und fragte das Mädchen manchmal: „Hast du denn keine Angst, zu uns zu kommen?“ Aber Mia fragte nur ahnungslos zurück: „Warum?“ Was die Erwachsenen da trieben, durchschaute sie nicht.

Bild 1 Schulstr. 10

Schulstr. 10

In diesem Haus haben Abraham Goldschmidt und seine Frau Helene schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Am 6. Dezember 1941 erhängte sich hier ihr Sohn Leo, drei Tage vor seiner Deportation in das Ghetto der lettländischen Hauptstadt Riga. Kurz darauf wurden von hier aus ihre Tochter Selma, ihr Schwiegersohn Rudolf Bruch, ihre siebenjährige Enkelin Ilse und Albert Goldschmidts Schwester Rosa Goldschmidt auf den Weg nach Riga gebracht, und keiner von ihnen kam zurück.

 

 

 

 

 

 

Bild 2 Theresienstadt

In Theresienstadt verstirbt Helene Goldschmidt am 19. Dezember 1942, ihr Mann Abraham am 26. Januar 1943.

Die zurückgelassene Habe der deportierten Juden wird auf Anweisung des Kempener Finanzamts in der damaligen Mädchenoberschule gegenüber der Burg öffentlich versteigert. Nachdem sie die Gegenstände besichtigt haben, rücken zahlreiche Kempener mit Handwagen an, um sich aus dieser Auktion ein Schnäppchen zu sichern. Skrupel werden damit weggewischt, dass die Auktion ja von den Behörden angeordnet wurde.

Mädchenoberschule

Mädchenoberschule