Leo Goldschmidt

Wir erinnern an Leo Goldschmidt 

Geboren:               9.8.1897 in Oedt
Gestorben:            6.12.1941 in Kempen
Opfergruppe:         Jude
Verlegeort:             Alte Schulstr.10
Verlegedatum:       18.12.2017
Patenschaft:          Gilbert und Eva Scheuß

Leo Goldschmidt wurde am 9. August 1897 als ältestes Kind des Viehhändlers Abraham Goldschmidt und seiner Frau Helene geboren. 1899 zog die Familie von Oedt nach Kempen und mietete ein Haus an der Vorster Straße, das heutige Café Amberg. Hier wird Leo Goldschmidt im Zuge des Pogroms am 10. November 1938 verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Ein anderer Jude aus Kempen, der ebenfalls nach Dachau kam, hat über dieses Lager berichtet: „Trotz des eisigen bayrischen Winters trugen wir nur einen dünnen, blau-weiß gestreiften Sträflingsanzug. Morgens um sechs traten wir zum Zählappell auf dem Appellplatz an. Stunden lang standen wir so, und man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Niemand durfte da fehlen. Die Kranken wurden von vier Kameraden auf Bettlaken hingetragen. Jeden Tag starben einige während dieses Appells und blieben auf dem Boden liegen. Dann mussten wir um den großen Platz marschieren, Stunde um Stunde.“ Zu essen gibt es morgens eine Tasse wässrigen Kaffee und eine Scheibe Brot. Mittags einen Teller wässrige Suppe, in der Kutteln schwimmen, Stücke von Rindermagen, in dünne Streifen geschnitten.

Am 5. Januar 1939 wird Leo Goldschmidt aus Dachau entlassen. In Kempen schlägt er sich nun als Hilfsarbeiter durch. Als sein Vater das Haus an der Vorster Straße verkaufen muss, zieht er mit seiner Familie hierhin, in das kleine Haus Schulstraße 10.

Sterbeurkunde Leo Goldschmidt

Sterbeurkunde Leo Goldschmidt

Ende November 1941 erhält er den Bescheid, dass er am 10. Dezember mit anderen Hausbewohnern nach Düsseldorf gebracht werden soll und von dort weiter in das Ghetto der lettländischen Hauptstadt Riga. Leo Goldschmidt weiß, was das bedeutet, er hat das KZ Dachau noch in guter Erinnerung. Über seine Erlebnisse dort hat er nie sprechen wollen. Aber er ahnt, was auf die Juden zukommen wird. Lieber sterben als noch einmal ins KZ! Vier Tage vor dem Abtransport, am 6. Dezember 1941, begeht der unverheiratete Mann im Hause Schulstraße 10 Selbstmord. Nachts um 23 Uhr hat er sich erhängt, am Treppengeländer des kleinen Hauses, wie Zeitzeugen wissen wollen. Man kann sich vorstellen, wie entsetzlich sein Selbstmord auf seine Familie gewirkt hat.