Ernst Anschel

Wir erinnern an Ernst Anschel

Geboren:         3.2.1915 in Polch/Eifel
Gestorben:       8.1.1943 in Auschwitz
Opfergruppe:    Jude
Verlegeort:       Hauptstraße/A.Hochkirchenstraße, Kempen-St.Hubert
Verlegedatum:  29.5.2018
Patenschaft:     Familie Prießen

Foto: Familie Baum

Der Viehhändler und Metzger Ernst Anschel wurde am 3. Februar 1915 in der Eifel geboren, in Polch im Kreis Mayen bei Koblenz. Sein Vater war der Pferdehändler Moritz Anschel, wohnhaft Bahnhofstraße 39 in Polch, seine Mutter dessen Ehefrau Elisabeth geborene Fröhlich. Ernst war der jüngste von vier Brüdern. Seit dem 1. November 1932 arbeitet er als Metzgergeselle in einer Großhandelsfirma, der Fleischwaren- und Konservenfabrik Josef Kleinbongartz in Aldekerk. Er ist für die Firma als selbstständiger Einkäufer tätig und erwirbt in ihrem Auftrag von den Bauern Vieh. Im August 1933 wird er unter dem Druck der Nationalsozialisten gekündigt und geht nach Polch zurück, wo er weiter Viehhandel betreibt. Als ihm auch diese Arbeit verboten wird, zieht er am 22. Mai 1937 nach St. Hubert, zu seinem acht Jahre älteren Freund Siegfried Mendel, den er bei Kleinbongartz kennen gelernt hat. Nun wohnt er bei Siegfried und dessen älterer Schwester Wilhelmine Mendel, Hindenburgstraße 39, und übt nun den Beruf aus, den auch sein Vater betrieben hat: Er schlägt sich mit Pferdehandel durch.

Im Zuge der Pogromnacht wird Ernst Anschel am 10. November 1938 verhaftet und von der Polizei ins Anrather Zuchthaus gebracht. Am 16. November wird er von hier nach Krefeld und weiter zum Duisburger Hauptbahnhof deportiert, von wo ein Zug ihn und andere Juden nach Dachau bringt. Erst nachdem er seine Auswanderungspapiere, die man ihm aus Kempen zugeschickt hat, vorgelegt hat, wird er am 12. Januar 1939 aus der so genannten Schutzhaft im KZ Dachau entlassen. Bereits am 1. Februar 1939 emigriert er ins belgische Lüttich.

Als sich die Besetzung Belgiens durch die Wehrmacht abzeichnet, flieht Ernst Anschel nach Frankreich. Hier wird er, nachdem die Deutschen auch dieses Land besetzt haben, am 11. März 1941 in das Lager Les Milles (bei Aix en Provence) eingewiesen. Von dort wird er am 23. März 1942 in das Sammellager Drancy im nordöstlichen Teil von Paris deportiert und von dort am 13. August 1942 in das KZ Auschwitz. Dort wird er am 8. Januar 1943 ermordet.

Quellen
Zu Ernst Anschels Biographie s. vor allem die Entschädigungsakte im Kreisarchiv Viersen, KK 11792 Bl. 15 und ebenda, Stadtarchiv Kempen A 2835 (Bericht über die Schicksale jüdischer Einwohner aus St. Hubert, erstellt von Hubert Brünen, Amtmann bei der Stadt Kempen, und überprüft vom St. Huberter Heimatforscher Hannes Martens, die von einer Emigration am 1. Februar 1939 sprechen; Kreisarchiv Viersen Nachlass Martens 287). Zu Anschels Aufenthalt in St. Hubert s. Kreisarchiv Viersen, Meldekartei St. Hubert; seine Entlassung aus dem KZ Dachau datierte uns Albert Knoll, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau; zu seinem Aufenthalt in Aldekerk s. das Melderegister Aldekerk für die Zeit von 1930 bis 1940 (Gemeindearchiv Kerken, Bestand Bürgermeisterei Aldekerk, Nr. 32/3/2) lt. Auskunft von Johanna Klümpen-Hegmans, Gemeindearchiv Kerken. Nach Dieter Hangebruch, In der Gewalt der Gestapo. Das Schicksal der Juden des Kreises 1933-1945, Teil 2, in: Heimatbuch des Kreises Viersen 30 (1979), S. 239-260, hier S. 241 wanderte Anschel erst am 1. Dezember 1939 nach Belgien aus, ein Datum, das Leo Honig, Ancestors and Descendants (www.archive.org/details/AncestorsAnd Descendants2002Revision), S. 161, übernommen hat. Doch scheint Brünens und Martens’ Angabe zuverlässiger, da sie mit örtlichen Quellen arbeiteten; in der von Hangebruch herangezogenen Liste handelt es sich wohl um einen Schreibfehler („12“ statt „2“), wie er häufiger vorgekommen ist. Zu Anschels Deportation und Ermordung s. Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Bd. 1, Bundesarchiv (BArch) Koblenz 1986, S. 30. Die Eintragung in das Sterbebuch von Auschwitz (974/1943) teilte uns Ruth Baum mit.

Literatur
Hans Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2: Eine niederrheinische Kreisstadt im Krieg (Schriftenreihe des Kreises Viersen 49,2), Viersen 2014, S. 361, 394 f., 469.